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Das war die Berlinale 2023 - Zusammenfassung für Filmnewcomer

Vom 16.02. bis 23.02. fand dieses Jahr erneut die Berlinale statt . Dieses riesige Event zählt zu den wichtigsten Events der Filmbranche und ist vermutlich das wichtigste Filmevent im deutschsprachigen Raum. In zahlreichen Locations innerhalb der Berliner Innenstadt, kann man sich Filmpremieren ansehen, Kontakte mit anderen Filmemacher:innen und Schauspieler:innen knüpfen, sowie etwas über die neuesten Trends der Filmbranche erfahren. 

Medial stehen meistens die Stars und Profis im Vordergrund.  Dabei konnte die diesjährige Berlinale auch den jüngeren und unerfahrenen aus der Filmbranche etwas bieten. Wir waren live vor Ort und aufgrund unserer Akkreditierung können wir euch relevante Informationen für Newcomer liefern, die ihr so vielleicht nicht finden würdet.

Berlinale – Aufbau und Sektionen

Die Berlinale 2023 wurde in 9 Sektionen wie folgt unterteilt.

Die Sektion „Wettbewerb“ ist das Herzstück des Festivals und hier wird die „Creme de la creme“ der Filme vorgestellt, die gegeneinander antreten und Preise gewinnen können. Jährlich präsentiert die Berlinale ca. 400 Filme. Die Filme der Sektion „Wettbewerb“ wurden von einer Jury bewertet. Zu der Jury gehörten Kristen Stewart (Präsidentin), Golshifteh Farahan, Valeska Grisebach, Radu Jude, Francine Maisler, Carla Simón und Johnnie To.

In der Sektion „Berlinale Special“ werden die unterschiedlichsten Themen und Filme behandelt. Auch die Locations können ungewöhnlich sein. Dieses Jahr präsentierte Sean Penn seine Dokumentation über den Krieg in der Ukraine, Felix Lobrecht feierte die Premiere der Verfilmung seines autobiografischen Buches. Auch eine Dokumentation über Boris Becker wurde gezeigt.

Filme im Berlinale Special können für den Berlinale-Dokumentarfilmpreis, gestiftet vom rbb und dotiert mit 40.000 Euro, nominiert werden.

In der Sektion „Encounters“ findet man eher skurrilere und unkonventionelle Filme und Dokumentationen. Hier wird experimentierfreudigen und innovativen Filmschaffenden eine Plattform geboten. Auch hier ist es möglich, Preise zu gewinnen, über den eine dreiköpfige Jury entscheidet. 

Die Berlinale bietet eine eigene Sektion für Kurzfilme an, die „Berlinale Shorts“ genannt wird. Hier werden unterschiedliche Kurzfilme aus allen möglichen Genres präsentiert, die jeweils einen goldenen Bären für den besten Kurzfilm und einen silbernen Bären für besondere Leistung gewinnen können. Der goldene Bär qualifiziert zur Teilnahme an den Kurzfilm Oscars. Zudem gibt es hier moderierte Gespräche zwischen Filmemacher:innen. Der Gewinner des Goldenen Bären für Kurzfilme war dieses Jahr „Les Chenilles“ von Michelle und Noel Keserwany. 

Die Sektion Panorama beschäftigt sich mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen, die die Filmwelt beschäftigen. Hier findet man einige Filme, die sich mit dem Lebensalltag von queeren Menschen, mit Feminismus und ähnlichen Themen beschäftigen. Dementsprechend ist das „Panorama“ auch für den queeren Filmpreis, der Berlinale übergreifend vergeben wird, verantwortlich.

„Forum und Forum Expanded“ sind vom Arsenal – Institut für Film und Videokunst – kuratierte und organisierte unabhängige Programme im Rahmen der Berlinale. Hier geht es darum, das Verständnis von Film zu erweitern und neue Perspektiven zu eröffnen. Dazu sollen auch die Diskussionen im Anschluss zu den Filmvorführungen führen. 

„Generation Kplus und Generation 14plus“ sind zwei Wettbewerbe für die nächste Generation. Diese Sektion beschäftigt sich vor allem mit der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Es geht um Geschichten, die aus der Sicht von jungen Protagonisten. Zwei internationale Jurys setzen sich aus je drei Fachvertreter*innen der internationalen Filmbranche zusammen. Sie vergeben Geldpreise, gestiftet vom Deutschen Kinderhilfswerk im Wettbewerb Generation Kplus und von der Bundeszentrale für politische Bildung im Wettbewerb Generation 14plus.

Die Sektion „Perspektive deutsches Kino“ präsentiert in Deutschland produzierte Erst- und Zweitfilme. Die Themen sind vielfältig und sollen zu Diskussionen anregen, berühren und Augen öffnen. Eine relevante Kategorie für Filmnewcomer, bei der es auch Preise zu gewinnen gibt. Festivalübergreifend gibt es auch noch den GFF Preis für den besten Erstlingsfilm, bei dem man 50.000 Euro gewinnen kann.

„Retroperspektive, Berlinale Classics und Hommage“ beschäftigt sich mit vergangenen Werken des Filmes, dessen Stilmitteln und Themen. Die Hommage galt dieses Jahr dem Regisseur Steven Spielberg, welcher auch einen Preis für sein Lebenswerk erhielt.

Filme und Auszeichnungen der Berlinale 2023

Der diesjährigen Gewinner des goldenen Bären – der Auszeichnung für den besten Film – ist der Film „On the Adamant“ (Sur l’Adamant) von Regisseur Nicolas Philibert, produziert von Céline Loiseau, Gilles Sacuto und Miléna Poylo.

Es handelt sich dabei um einen Dokumentarfilm über eine Tagesklinik, in der Menschen mit psychischen Problemen betreut werden. Der Regisseur sieht den Ort als eine Gegenbewegung zu der Entmenschlichung der Psychiatrien. Es ist ein positiver und ruhiger Film, der viele Menschen sehr berührt hat und der auf die Lebenswelt in dieser Klinik eingeht.

Zudem wurden noch 7 silberne Bären vergeben. Auf die Gewinner gehe ich hier nicht näher ein, weil das den Rahmen sprengen würde. Ihr findet mehr Informationen auf der Website der Berlinale.

Berlinale Talents – Netzwerk für talentierte Filmemacher:innen

Hier findest du mehr Fotos.

Eine der, für Filmnewcomer, relevantesten Teilbereiche der Berlinale, ist „Berlinale Talents“. Berlinale Talents ist ein Talentförderprogramm, das sich mit dem Wie und Warum des Filmemachens beschäftigt. Seit 2003 hat es sich zu einem einzigartigen Forum für Filmprofis und Filmliebhaber entwickelt, das öffentliche Vorträge, disziplinspezifische Workshops, Projektentwicklungslabore und Networking-Events bietet. 

Als Kulturvermittler zielt Berlinale Talents darauf ab, nachhaltige Verbindungen zwischen den vielversprechendsten Filmemachern und Serienschöpfern der Welt zu schaffen. 

„Unsere Teilnehmer zeichnen sich durch ihre kreative Vision und ihren Einfluss auf ihre lokalen Gemeinschaften aus. Wir wollen sie unterstützen, indem wir ihnen Beratung, Mentoren, Kontakte und Öffentlichkeitsarbeit für ihre Projekte anbieten.“

Zusätzlich zu den Veranstaltungen in Berlin bietet Berlinale Talents das ganze Jahr über Stipendien und sieben internationale Ableger an, die sich von Lateinamerika über den Nahen Osten bis nach Asien erstrecken und aufstrebende Spitzentalente in diesen Regionen fördern.

Talents bietet spezialisierte Events aus der Filmindustrie für 200 ausgewählte Filmschaffende aus aller Welt an. Als Mitglied nimmt man an zahlreichen Events und Workshops teil und kann sich mit Filmprofis vernetzen. Die Events sind zum Beispiel Dine & Shine, Talents Tanks, Talents Circles, Talent Labs, Workshops und vieles mehr. 

Hier ist es möglich sich bei Berlinale Talents zu bewerben.

European Film Market – EFM 2023

Der European Film Market (EFM) ist einer der besten Orte, um sich zu vernetzen. Dort findet man Vertreter unterschiedlichster Bereiche der internationalen Medienbranche. 

Die verschiedenen Standorte des EFM reichen vom schönen Gropius-Bau über das elegante Marriott Hotel bis hin zur modernen Berliner Freiheit oder dem historischen Zoo Palast. Dort gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen und sich über aktuelle Themen der Medienbranche zu informieren. Im Dokumentationszentrum in der Nähe vom Potsdamer Platz gab es zudem eine Ausstellung über die Geschichte Europas und einen Raum der Stille, um zwischen den Meetings zur Ruhe zu kommen.

Im diesjährigen Fokus standen die baltischen Länder. So wurden Themenschwerpunkte in Bezug auf die baltischen Länder gesetzt, es wurden baltische Produzenten vorgestellt und baltische Filme gezeigt. 

Des Weiteren wurden einige Themen in Bezug auf die Ukraine aufgegriffen. Zum Beispiel gab es eine Veranstaltung, in der man sich darüber informieren konnte, wie man ukrainischen Filmschaffenden finanziell helfen kann, ihre Projekte umzusetzen.

Im Dokumentationszentrum fanden dieses Jahr die Industry Sessions statt. Das diesjährige Motto war dabei „Shift Happens“ und soll dabei eine ironische Auseinandersetzung mit den Wins und Fails der Filmindustrie während des Umbruchs sein. Die Industry Sessions sind eine gute Möglichkeit, über aktuelle Themen der Filmbranche zu erfahren und Kontakte zu knüpfen. Zusätzlich zu den vielen Talks, Workshops und Think-Tanks gab es hier die Möglichkeit für Start-ups ihr Unternehmen vorzustellen und Investoren zu überzeugen. 

In vielen unterschiedlichen Talks wurden Themen behandelt, die die Filmbranche aktuell prägen. Zum einen ging es viel um Inklusion, aber auch darum, wie man ein besseres Verständnis für die Zuschauer bekommt und mithilfe von neuen Technologien und Daten in Zukunft effektiver Medien kreieren kann.

Insgesamt war die Berlinale dieses Jahr überwältigend und noch heute erreichen uns zahlreiche interessante Insights aus der Filmbranche, über die wir noch einige Beiträge veröffentlichen könnten. Leider passen nicht alle Informationen in einen Artikel.

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2 Kommentare
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Kommentare

n.a.m.e.s. - Media NCV
Seppensen
Ganz toller Bericht! Ich war leider nicht dort und habe durch Euren Bericht einen klasse Überblick bekommen über das, was ich versäumt habe (und wie ich es aufarbeiten/nacharbeiten kann). Wir suchen aktuell für 2 Spielfilmproduktionen, die eigentlich bereits komplett stehen, noch Produzenten. Da es aber unsere Erstlingswerke sind, sind wir leider noch überhaupt nicht vernetzt. Aufgrund Eurer detaillierten Ausführungen in dem Nachbericht weiss ich jetzt aber, wo ich wen suchen (und hoffentlich auch finden) kann. Herzlichen Dank dafür & liebe Grüsse, Jan U. Maerschel von n.a.m.e.s.-Media NCV
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untertitelerstellen.de
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Schöner Bericht! Danke für die ausführlichen Infos. 🙋‍♀️
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