Das Cannes Filmfest 2023 fand vor kurzem statt und brachte erneut Filmemacher, Schauspieler und Branchenexperten aus der ganzen Welt zusammen. Als eines der renommiertesten Filmfestivals der Branche bietet es eine Plattform für die Präsentation neuer Filme, die Entdeckung von Talenten und den internationalen Austausch von Filmkultur. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Entstehung, den Aufbau und die Organisation des Cannes Filmfests.
Das Cannes Filmfest wurde im Jahr 1946 ins Leben gerufen, um die Dominanz des nationalsozialistischen Deutschlands im Filmgeschäft nach dem Zweiten Weltkrieg zu kontern. Ursprünglich als Initiative des französischen Ministers Jean Zay gestartet, hat es sich im Laufe der Jahre zu einer bedeutenden Veranstaltung entwickelt, die Filmemachern aus verschiedenen Ländern eine Plattform bietet.
Das Cannes Filmfest erstreckt sich über mehrere Tage und umfasst verschiedene Veranstaltungen und Wettbewerbe. Der Höhepunkt des Festivals ist der offizielle Wettbewerb, bei dem Filme aus aller Welt um die Goldene Palme konkurrieren. Daneben gibt es weitere Wettbewerbssektionen wie „Un Certain Regard“, „Director's Fortnight“ und „Critics' Week“, die verschiedene Aspekte des Filmschaffens abdecken.
Justine Triet, Palme d'Or für "Anatomie d'une chute" (Anatomy of a Fall)
Jonathan Glazer, Grand Prix für "The Zone of Interest"
Trần Anh Hùng, Bester Regiepreis für "La Passion de Dodin Bouffant" (The Pot-au-Feu)
Aki Kaurismäki, Jury-Preis für "Kuolleet Lehdet" (Fallen Leaves)
Merve Dizdar, Beste Schauspielerin für "Kuru Otlar Üstüne" (About Dry Grasses):
Koji Yakusho, Bester Schauspieler für "Perfect Days"
Pham Thien An, Caméra d'Or für "Bên Trong Vỏ Ken Vàng" (Inside The Yellow Cocoon Shell)
Flóra Anna Buda, Goldene Palme für den besten Kurzfilm für "27"
Das Festival beinhaltet auch Sonderveranstaltungen wie Galas, Premieren und Retrospektiven, die außerhalb des Wettbewerbs stattfinden. Der Austragungsort des Festivals ist das Palais des „Festivals et des Congrès“ in Cannes, wo die meisten Hauptveranstaltungen stattfinden.
Die Organisation des Cannes Filmfests liegt in den Händen der Festivalleitung, die von der Stadt Cannes und verschiedenen Filmverbänden unterstützt wird. Ein Auswahlkomitee ist für die Auswahl der Filme in den verschiedenen Wettbewerbssektionen verantwortlich.
Das Cannes Filmfest hat das Ziel, das Filmschaffen zu fördern, Talente zu entdecken und die Filmkultur international zu fördern. Es bietet Filmemachern die Möglichkeit, ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen und dient als Marktplatz für den Verkauf und die Vermarktung von Filmen. Durch die Teilnahme von Branchenprofis aus der ganzen Welt schafft das Festival eine Plattform für den internationalen Austausch und die Vernetzung.
Eine Filmpremiere, die die Zuschauer offenbar extrem begeisterte, war der Film „Asteroid City“ von Wes Anderson. Sein Film erhielt bei der Weltpremiere eine sechsminütige stehende Ovation.
Unter den anwesenden Stars im Grand Palais waren Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jason Schwartzman, Matt Dillon, Maya Hawke, Steve Carell, Jeffrey Wright, Ed Norton, Margot Robbie und Jeff Goldblum. Sie alle passten perfekt in Andersons stilvolles und anspruchsvolles Universum.
Die Geschichte spielt in einer Wüsten-Touristenfalle, die einst von einem Asteroiden getroffen wurde und nun als jährliches Camp für "Sterngucker und Raumkadetten" dient. Doch das ist nur ein Teil der Erzählung. Die Schauspieler verkörpern eine Theatertruppe, die ein Stück aufführt, während sie gleichzeitig in der Hauptgeschichte als Charaktere stranden, die nach einer Alien-Invasion in der Wüste festsitzen.
Die Kombination aus Weltraumabenteuer und Theater im Film bietet eine faszinierende Erzählstruktur, bei der das Publikum in zwei Ebenen der Geschichte gefangen ist. Es ist ein Film, der die Grenzen des Gewöhnlichen sprengt und das Publikum mit einem originellen und beeindruckenden Konzept fesselt.
Die prestigeträchtige Goldene Palme für den besten Film bei den Filmfestspielen in Cannes wurde an die Regisseurin Justine Triet verliehen, jedoch nicht ohne eine politische Kontroverse auszulösen. Triet nahm ihre Dankesrede zum Anlass, die Kulturpolitik der französischen Regierung scharf zu kritisieren und löste damit eine hitzige Debatte aus.
In ihrer Rede kritisierte Triet die Unterstützung der neoliberalen Regierung für die Kommerzialisierung der Kultur, die ihrer Meinung nach die kulturelle Ausnahme Frankreichs untergräbt. Sie erklärte leidenschaftlich, dass ihre Anwesenheit auf dieser Bühne dem kulturellen Erbe des Landes geschuldet sei. Darüber hinaus brachte sie ihre Bestürzung über die umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron zum Ausdruck, die zahlreiche Proteste ausgelöst hat, die ihrer Meinung nach zu Unrecht unterdrückt wurden.
Diese scharfen Bemerkungen führten zu einer raschen Reaktion der französischen Kulturministerin Rima Abdul Malak, die die Bedeutung des Preises für das französische Kino anerkannte, sich aber von Triets Rede überrascht zeigte. Abdul Malak verteidigte Frankreichs Filmfinanzierungsmodell und betonte dessen einzigartige Fähigkeit, die Vielfalt in der Branche zu fördern.
Triets preisgekrönter Film "Anatomie eines Falls" mit der deutschen Schauspielerin Sandra Hüller in der Hauptrolle erzählt die Geschichte einer Schriftstellerin, die sich gegen die Anschuldigungen des Mordes an ihrem Ehemann wehrt. Nach ihrer düsteren Komödie "Sibyl" ist dies Triets zweiter Film, der in Cannes im Wettbewerb steht. Auf dem Festival wurden auch andere bemerkenswerte Filme gezeigt, darunter Jonathan Glazers "The Zone of Interest" und Ken Loachs "The Old Oak", die das Publikum in ihren Bann zogen.
Bei der Preisverleihung, die von der erfahrenen Hollywood-Schauspielerin Jane Fonda moderiert wurde, wurde die zunehmende Präsenz von Regisseurinnen im Wettbewerb hervorgehoben. Fonda verwies auf die Entwicklung des Festivals seit ihrem ersten Besuch im Jahr 1963 und stellte fest, dass es damals keine Regisseurinnen gab. Sie feierte die erzielten Fortschritte, betonte aber auch die Notwendigkeit weiterer Fortschritte und brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Einbeziehung von Regisseurinnen eines Tages die Norm sein wird.
Justine Triets Sieg als dritte Frau, die die prestigeträchtige Goldene Palme erhält, ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte von Cannes. Ihre politisch aufgeladene Rede hat jedoch eine lebhafte Debatte über die kulturelle Landschaft in Frankreich und die Rolle der Regierung bei der Unterstützung künstlerischer Bestrebungen ausgelöst. Zum Abschluss des Festivals wird deutlich, dass Cannes weiterhin eine Plattform für filmische Spitzenleistungen und ein Katalysator für wichtige Gespräche innerhalb der Branche ist.
Das Event mit dem Titel „Ausblick: Eine Vision für die europäischen audiovisuellen und Medienindustrien“ fand am 18. Mai 2023 von 10:00 bis 11:00 Uhr auf der Hauptbühne (Riviera) und online statt.
Die Konferenz konzentrierte sich auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Medien- und audiovisuellen Industrien sowie auf die Herausforderungen und Chancen für europäische Unternehmen. Referenten teilten ihre Einschätzungen zum Zustand des Sektors und zur Attraktivität europäischer Produktionen und diskutierten die neuesten Trends im Konsumverhalten. Sie reflektierten darüber, wie sie ihre Geschäftsmodelle anpassen und auf ihre Stärken aufbauen können, um den zukünftigen Zuschauern besser zu dienen.
Hierzu gab es eine Keynote-Speech von Thierry Breton, europäischer Kommissar für den Binnenmarkt, eine Gesprächsrunde mit Pierre-Antoine Capton, Mitbegründer und CEO von Mediawan, eine Panel-Diskussion unter der Moderation von Marjorie Paillon, Gastgeberin, Referentin und Produzentin, mit hochrangigen europäischen Vertretern aus der audiovisuellen und Medienindustrie.
Weitere Teilnehmer waren:
Daniela Elstner, Geschäftsführerin von UniFrance
Bruno Patino, CEO von ARTE
Teresa Fernández-Valdés, unabhängige Produzentin und Gründerin von Bambu Productions
Abschlussbemerkungen von Giuseppe Abbamonte, Direktor für Medienpolitik, Europäische Kommission
Das Cannes Filmfest bleibt eine bedeutende Veranstaltung, die das Filmschaffen fördert, Talente entdeckt und die Filmkultur international vorantreibt. Es bietet eine Plattform für filmische Spitzenleistungen und wichtige Gespräche innerhalb der Branche. Das European Film Forum, das im Rahmen des Festivals stattfand, widmete sich den Herausforderungen und Chancen für europäische Unternehmen in der Medien- und audiovisuellen Industrie.
Technologische Entwicklungen wie KI und auch politische Themen waren die am heißesten diskutierten Themen auf dem diesjährigen Cannes Filmfest.
Insgesamt war das Cannes Filmfest 2023 ein Ereignis voller Glanz, Glamour und hochkarätiger Filme, das die Vielfalt und Kreativität der Filmwelt feierte.