1. Du bist nicht nur hinter der Kamera, sondern auch für das visuelle Konzept von DRIFTER verantwortlich. Sind das für ein Filmprojekt nicht zwei unterschiedliche Jobs?
Ja und nein. Als Kameramann bin ich für den Look des Projekts verantwortlich und kann diesen mit meiner Kamera- / Objektivwahl und Lichtsetzung beeinflussen. Kamerabewegung und Einstellungsgrößen bestimme ich ebenfalls in Absprache mit der/dem Regisseur-/in, allerdings werden auch große Teile des Looks durch beispielsweise dem Szenenbild bestimmt.
Das visuelle Konzept habe ich eng mit Johannes (Regie) und den anderen Departments ausgearbeitet, um einen einheitlichen und stimmigen Look fassen zu können, in welchem alle Departments miteinander harmonieren.
2. Welche Vorteile bringt es, diese beiden Verantwortlichkeiten mit einer Person zu decken?
Bei DRIFTER war die Besonderheit, dass Johannes bereits im Drehbuch eine starke visuelle Ebene mit der Nebelwelt erschaffen hat. Ich habe dieses Konzept weiter ausgebaut und für die Momente in der realen Welt Stilmittel gefunden, die das Gesamtbild ergänzen. Dadurch, dass wir schon früh unser Team beisammen hatten, war es bspw. für unsere Sounddesigner schon in der Drehbuchphase möglich, sich mehr einzubringen. So konnten ihre Ideen direkt in die Story aufgenommen werden, anstatt dass sie nur ergänzend arbeiten und sich erst ab der Post-Produktion dazuschalten. Beispielsweise wollten sie gerne in einer Szene einen Rhythmus im Sounddesign aufbauen und haben sich dafür gewünscht, dass etwas im Bild diesen Takt vorgibt. Dafür habe ich zusammen mit unserem Oberbeleuchter bei der Lichtplanung eine flackernde Neonröhre mit eingeplant.
3. DRIFTER ist von einer Nebelwelt & einer kontrast- und schattenreichen Lichtsetzung geprägt. Wie aufwendig ist die Umsetzung eines solchen Konzepts?
Das kommt ganz auf die Szene an! Wir konnten uns in der Pilotfolge zum Glück meist noch auf kleinere Orte, Gänge und Räume beschränken. Dadurch konnten wir auch mit weniger Mitteln das kontrastreiche Licht und den Nebel aufrechterhalten. In einer Location hatten wir allerdings auch keine Fenster, weshalb wir da schon arg kämpfen mussten, damit uns der ganze Nebel nicht direkt abhaut!
Zum Glück hatte ich aber ein tolles Lichtteam an meiner Seite und unser Oberbeleuchter Leon hatte sich auch schon von Anfang an mit einigen Ideen mit eingebracht und hatte immer, wenn ich nicht weiter wusste, eine Problemlösung parat.
4. Du hast dich schon seit früher Jugend für Film und Fotografie begeistert – was war dein erster bezahlter Job hinter der Kamera & wie bist du zu diesem gekommen?
Zwar noch nicht direkt hinter der Kamera, aber als Praktikant im Szenenbild habe ich bei Wishlist eine Woche nach meinem Abi angefangen. Das war für mich ein großer Glücksgriff, da die Serie in meiner Heimatstadt in Wuppertal gedreht wurde und ich pünktlich zum Beginn der Dreharbeiten der zweiten Staffel meine Schullaufbahn hinter mir hatte. Die erste Staffel der Serie hatte ich gesehen, nachdem ich über meine Eltern einen Zeitungsartikel gezeigt bekommen hatte. Als ich dann davon erfuhr, dass eine zweite Staffel folgen würde, habe ich einfach mal den Regisseur und die Produktionsfirma gegoogelt und ihnen eine Mail geschrieben. Es hat etwas gedauert, aber irgendwann kam doch tatsächlich eine Antwort und mir wurde angeboten, dass ich als Szenenbild-Prakti dabei sein könnte.
Auch wenn ich mich schon damals für andere Gewerke mehr interessiert hatte, habe ich wahnsinnig viel über die Arbeit im Szenenbild gelernt und auch sonst eine tolle erste richtige Erfahrung an einem Filmset für mich sammeln können.
5. Du hast an Sets wie SOKO KÖLN, ENKEL FÜR ANFÄNGER & WISHLIST gearbeitet. Welche Eindrücke konntest du dort für dich sammeln?
Dort wird auch nur mit Wasser gekocht! Zwar haben große Projekte auch meist deutlich mehr Möglichkeiten, aber bei den meisten Produktionen gibt es ähnliche oder manchmal sogar dieselben Herausforderungen und meist nie den einen Weg, um sie zu lösen.
Ich konnte aber über die Projekte viele Ideen sammeln, wie man Herausforderungen und Probleme am Set bewältigen kann und manchmal schaffe ich es auch, diese in einem kleineren Maßstab für meine Studenten-Drehs anzupassen.
Ich finde, es ist für jede Person am Filmset wichtig, sich eigene Eindrücke an verschiedenen Sets gemacht zu haben, davon kann man eigentlich nur profitieren.
6. Wie sieht dein Traumfilmprojekt aus?
Ein wirkliches Traumprojekt habe ich, glaube ich gar nicht. Ich mag es gerne mal verschiedene Genres auszuprobieren oder auch ein Projekt zu haben, welches verschiedene Ansätze vermischt. Mir ist es aber am wichtigsten, dass ich mich mit der Geschichte identifizieren kann, die Charaktere und ihre Handlungen verstehe und mich für die Thematik interessiere - das ist aber vermutlich gar nicht so schwer, ich bin sehr begeisterungsfähig!
Ansonsten braucht es für mich bei jedem Projekt ein Team, mit welchem man sich gut versteht und wo ein gewisser Zusammenhalt herrscht. Dann schafft man es auch, die Probleme gemeinsam anzupacken, einen tollen Film zu drehen und währenddessen haben alle auch noch eine gute Zeit.
7. Hast du Lust auch in Zukunft über Pazz.de neue Projekte umzusetzen?
Klar! Ich war sehr überrascht, als sich, nachdem wir das Projekt bei Pazz eingetragen hatten, direkt einige Leute für verschiedene Jobs gemeldet hatten. Normalerweise ist es immer recht schwierig Teammitglieder für seine Projekte zu finden und da kamen sie direkt auf einen selbst zu, dass war mal ne ganz neue Erfahrung!